Gestern Abend blieben wir in der Pause eines Konzerts in der „Alte Aula“ der Universität im Saal. Auf der Ostseite hinter uns befand sich ein Fenster, das ich öffnete, meine Maske abnahm und wir genossen die frische Abendluft. Mein Blick nach außen zeigte mir über einen Hinterhof hinweg den Himmel zwischen Heiliggeistkirche , Friesenberg mit Schlossruine, bis knapp vor die Jesuitenkirche. Was gab es zu sehen? Direkt über den Altstadtdächern die Tauben, darüber flogen Rabenkrähen, noch höher erfreulich viele Mauersegler. Plötzlich war der Himmel leer!
Ein Wanderfalke kreiste, „schweimte“- wie die Falkner sagen, aus Kirchturmhöhe in engen Kurven in die Höhe. Hatte er einen relativ engen Halbkreis gezogen, folgten 5 bis 8 schnelle Flügelschläge, die ihn in der Windstille in die Höhe brachten. In etwa 160 m Höhe kippte er plötzlich seitlich ab und wehrte mit ausgestreckten Fängen blitzschnell die Scheinattacke eines zweiten Wanderfalken ab, der plötzlich dicht bei ihm zu sehen war.
Nun kam das zu erwartende Sich-fallen-lassen, das Nachstoßen, das schnelle Wieder-nach oben- Ausweichen, das An -den -Fängen- Halten, das Übereinander-Purzeln, Auseinander-Stieben, das sich erneut Anfliegen, Ausweichen, – alles für Menschenaugen als spektakuläres und spielerisches Verhalten anzusehen. Jedoch ist das Training, Übung des Beutemachens. Vermutlich sah ich wieder die beiden Jungfalken, die ich vor einigen Tagen aus größerer Entfernung nahe Stift Neuburg vom heimischen Balkon entdeckt hatte.
Schließlich hatte einer der Wanderfalke keine Freude mehr und zog – ohne Flügelschlag – in gerader Linie Richtung Jesuitenkirche nach Süden davon, der andere verschwand ebenso.
Ich schloss das Fenster, zog meine Maske wieder auf, wir setzen uns und freuten uns weiter an Hugo Wolf, „Spanisches Liederbuch“, gesungen von Julia Kleiter, Sopran und Christian Gerhaher, Bariton, am Piano begleitet von Ammiel Bushakevitz.
Das nenne ich einen schönen Abend mit wechselnden Eindrücken!
Hallo Herr Gäng,
vielen Dank für die bildliche und lebhafte Beschreibung.
Wer selbst so ein Schauspiel in der Luft schon mal gesehen hat, kann Ihre Beschreibung sehr gut nachvollziehen,
Somit kamen Sie in den Genuss von Kunst am Flügel, als auch der Kunst mit Flügeln.
Sicher ein runder, gelungener Abend, mit dem Gefühl der Freude und Zufriedenheit 👍🏻
Beste Grüße aus Esslingen.
Hallo Herr Gäng, vielen Dank für die tolle Beschreibung der Falkenflüge und auch, dass Sie uns an Ihrem Erlebnis – wie Olli Schmidt schreibt – Kunst am Flügel und mit Flügeln – teilnehmen ließen.
Was für eine wunderbare Konzertpause – danke für die genaue und dezent humorvolle Beschreibung – danke, dass Sie diese Eindrücke hier teilen!! Macht Spaß, das zu lesen. Danke also – und guten Tag!