Wie in den Vorjahren von mir mehrfach geschildert, habe ich in diesen Tagen im Kofferraum einen großen Kescher an einer langen Teleskopstange, wie ihn Angler benutzen, wenn sie einen großen Fisch aus dem Wasser ziehen.  Ferner ein Tuch, das ich flink übre den Kopf des verdutzten Falken werfe, so dass heute Dr.R. ohne Gegenwehr durch Schnabel und Klauen, die Fänge von ARTEMIS greifen konnte. Dann kommt der Falke in einen Karton, innen gepolstert mit frisch gepflückten Efeublättern aus dem Garten. Der Karton darf nicht zu groß sein, damit der Falke darin nicht panisch flattert. Falls er das täte, könnte ich ihn mittels einer Sprühflasche mit Wasser benetzen. Das beruhigt.

G.A. öffnete uns, an Heiliggeist angekommen, die verschlossene Turmtür und oben setzte ich ARTEMIS auf das Geländer des Balkonumgang, auf der südöstlichen Seite, mit dem ihr vertrauten Landschaftsbild. Selbstverständlich versuchte sie dabei, mich mit den Fängen zu schlagen und mit dem Schnabel zu hacken. So erkannten wir, dass sie gesund und munter ist. Erfreulicherweise floh sie nicht, da wir sofort zurück schritten. Sie blieb stehen und betrachtete etwa 2 Minuten uns und die Umgebung. Selbstverständlich waren wir langsam zwei Meter zurück geschritten und verhielten uns still.

Dann flog sie – dem von der Anflugstange vertrauten – Schlossanblick entgegen und landete auf einem Baum- nahe des Hauses rechts oben. Wir waren begeistert, denn sie flog kräftig und zielgerichtet. Um sie müssen wir uns wohl keine Sorgen machen!

Sie trägt noch immer auf dem Scheitel eine kleine weiße Flaumfederkrone, ein Beweis, dass sie es war, die gestern Nachmittag lange auf dem Geländer des „Kapellchen“ oberhalb des Nistkasten stand.

Warum landete sie im Innenhof der Universität?

Vermutlich wieder wegen einem gezielten Angriff der Rabenkrähen, die dort schon mehrfach Heiliggeist-Jungfalken beim Erstflug in „die Mangel nahmen“ und zu Boden brachten. Ich erinnere mindestens drei solcher Bruchlandungen.

4 Comments

  1. Simone Frewer 19. Mai 2021 at 17:38 - Reply

    Hallo Herr Gäng, wenn das mal keine guten Neuigkeiten sind! Ihnen und allen Beteiligten ein Riesendankeschön für den Rettungseinsatz und das Hinführen zum 2. Versuch. Sie ist wirklich eine Schönheit und mit dem kleinen Restkrönchen irgendwie auch eine Prinzessin…. wie heißt es so schön? Aufstehen, Krönchen richten, weiter machen! In diesem Sinne freue ich mich auf weitere Einträge in Ihrem Tagebuch. Viele Grüße, Simone

  2. Bergild Gensch 19. Mai 2021 at 17:59 - Reply

    Na, dann nehme ich meinen Kommentar von vorhin aber flugs zurück- das Feder’Krönchen betreffend.
    Danke für Ihren Einsatz! Ich bin ganz begeistert von unseren Mitbewohnern in der Region! Und habe mein Interesse für die Vogelwelt entdeckt: auch dank Ihrer tollen Beschreibungen und Kommentaren. Merci.

  3. Jasmin Kruß-Schulz 20. Mai 2021 at 7:53 - Reply

    Sie ist so wunderschön mit ihrem Flaumkrönchen! Schade, dass wir sie bald nicht mehr so oft zu sehen bekommen… 🙁

  4. Ute 20. Mai 2021 at 13:54 - Reply

    Was wäre wohl mit Artemis passiert wenn Sie sie nicht wieder auf einen guten Startplatz gebracht hätten?

    Ich weiß es nicht.
    Vermutlich hätten Passanten die Feuerwehr, die Polizei, die Falknerei auf dem Heidelberger Hausberg Königstuhl oder die „Berufstierrettung Rhein-Neckar“, die weit entfernt stationiert ist, alarmiert.
    Die ersten drei Adressen haben meine Telefonnummern und jene anderer Heidelberger Naturschutzwarte.
    Am besten wäre gewesen, niemand hätte sie entdeckt, ARTEMIS
    HMG wäre dann irgendwann im Morgengrauen aus Hunger neu vom Boden aus gestartet.

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