steht uns erfreulicherweise bevor.

Wie von diesem Falkenpaar gewohnt, verläuft bisher alles ganz normal und ohne Störung. WIR hören tagsüber über die empfindlichen Mikrofone von Cam 1 und Cam 2 gelegentlich „städtische“ Geräusche (Handwerker auf nahen Dächern, das piepsende Müllauto, bellende Hunde), aber diese Geräusche von unten oder außen  sind die Falken längst gewöhnt. Ebenso  sind sie an große Lautstärke der Glocken gwöhnt, die sich direkt zwei Stockwerke – mit z.T. offenen Holzböden – unter dem Nistkasten befinden. Wenn etwas aber in Nistkastennähe geschieht, sind die Falken optisch und akustisch überaus empfindlich!

Wenn ich vor 15-20 Jahren gelegentlich bei vollem Glockengeläut dort oben stand, musste ich mir minutenlang die Ohren zuhalten, es war sonst nicht auszuhalten! Falls ich dann durch ein „Spionloch“ – es gab damals noch keine Webcam – spähte, schlief AURORA dabei mit geschlossenen Augen ungestört weiter!

Damals kam ich oft am Nachmittag zur Kontrolle zum Nistkasten. Zuletzt stieg ich vom „Uhrzimmer“in Zeitlupe möglichst lautlos die gelegentlich knarrende Aluminiumleiter hoch in das „Falkenzimmer“, dort auf Zehenspitzen dann zum Nistkasten. Dann in Zeitlupe auf ein kniehohes Podest steigen, vorsichtig den briefmarkengroßen schwarzen Stofflappen vor dem „Spionloch“ zur Seite schieben: Ah! 20 cm vor meinem Auge der Kopf des brütenden Falken! Und schon wendet er den Kopf und starrt auf dieses „Spionloch“, das etwa so groß ist wie ein  1-Cent-Stück. Ich habe doch  nicht mit meinem Brillengestell das Holz berührt! Ich bin doch völlig ruhig! Oft ließ ich dann das schwarze Stoffteil wieder herab, schlich in Zeitlupe auf die Gegenseite:  Mein Blick dort wurde auch dort meist sofort vom Falken beantwortet: “ Ich schau Dir in die Augen, Kleine(r)!“ Griff ich mit dem Arm um die Kastenkante und kratzte dort wie ein Mäuschen kurz ganz zart das Holz der Rückwand, ging der Falkenblick dort hin.

Der direkte ruhige Blick eines wild lebenden Wanderfalken aus 20 cm Distanz in mein Auge gehört zu den großen Momenten dort oben. Die englische Sprache nennt das „to outstare someone“. In der Tat: Es fiel mir immer schwer, dem Falkenblick ohne zu zwinkern standzuhalten!

PS. Wäre AURORA ein Mensch, hätte sie abends ihrem Terzel berichtet: „Heute habe ich wieder einmal den Gäng optisch nieder gemacht!“

One Comment

  1. Dorner 5. März 2021 at 19:12 - Reply

    Lieber Herr Gäng,
    Ihre Schilderung der Wanderfalkenverhaltensweisen und insbesondere die Frage „wer beobachtet wen?“ finde ich faszinierend. Ich hätte da einen Vorschlag: Schreiben Sie Ihre Wanderfalken-Memoiren.
    Mit freundlichem Gruß – Karin Dorner

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