Was sind die spannendsten Beobachtungen?

Dieses Jahr werde ich die verblüffendsten Szenen nicht beobachten können, denn die – dank CORVID-19 ausgedünnten und auf Abstand gestellten  – Tische und Stühle der Cafés auf dem Marktplatz werden wohl immer besetzt sein.

Manchmal stehen die vier  Jungfalken – in den letzten Tagen vor ihrem Ausfliegen – gemeinsam außen auf der Anflugstange. Wenn ich in den Vorjahren während dieser Phase gelegentlich unten auf dem Marktplatz beim Eisbecher saß, spielte sich manchmal das ab:

Vier Jungfalken “gieren” gleichzeitig und recken die Köpfe. Sie haben Mutter oder Vater im Anflug mit Beute in den Fängen entdeckt! Der Altfalke kommt – fast immer – in einer großen Kurve einschwenkend über das Palais Boisseré und Rathausdach direkt auf den Nistkasten zugeflogen! Sofort erhebt sich großes Geschrei, Menschenköpfe schauen suchend zum Himmel und Turm.

Am späten Nachmittag steht dann die Sonne direkt hinter dem Kirchturm! Der in beträchtlichem Tempo herbei rauschende Falke fliegt also die letzten 50 m direkt auf die Sonne zu und fliegt auf den letzten 20 m zur Anflugstange plötzlich in den schwarzen Schlagschatten des Turms. Was bedeutet das für seine Augen und sein Gehirn?

Jeder unserer Besucher kennt diese Situation am Nachmittag von den Bildern der Webcam 3, die etwa in gleicher Position wie der anfliegende Falke – 6 m tiefer auf dem Sterbeglöckchenturm des Kirchendachs  – zum Nistkasten zielt! Denn  in diesen langen Minuten versagt die teure Optik! Gleichzeitig direkt in Richtung grelles Sonnenlicht und in den schwarzen Schatten filmen, das kann die Kamera nicht, auch unsere Menschenaugen versagen bei dieser Aufgabe! Auch wir brauchen einige Zeit um unseren Blick vom hellen sonnigen Himmel zum Blick in das schwarze Gully-Loch anzupassen, in das wir gerade unseren Autoschlüssel fallen ließen …

Kein Problem für die Falken! Deren Augen können offensichtlich blitzschnell umschalten! Grell hell, – nun dunkel! Absolut sicher bremst der Falke in Sekundenbruchteilen seinen Flug ab, findet die Lücke über den vier kreischenden und flatternden Jungfalken, die  den Eingang blockieren, und “plumpst” mit der Beute in den Fängen in den Nistkasten.

Das sind AUGENBLICKE, die mich sprachlos machen! Was müssen die Falkenaugen, das kleine Gehirn, die Nerven, die Muskeln, die Flügel, der Stoß, die Fänge in Sekundenbruchteilen verarbeiten! Am liebsten würde ich – über den Eisbecher hinweg tastend  – Beifall klatschen.

Und statt sich PALATINA – eine Sekunde, liebe Kinder, bitte! – etwas entspannen könnte, fallen die Jungfalken sie sofort aggressiv an: ICH! ICH! Her damit! Weg mit Dir!

4 Comments

  1. Ute 13. Mai 2020 at 8:11 - Reply

    Lieber Herr Gäng,

    ich denke IHNEN wird man in besagtem Café doch sicherlich einen kleinen Tisch als Ausguck in dieser besonderen Zeit reservieren. Sie sind doch mittlerweile fast Werbeträger für Heidelberg und die Falken im Besonderen 😉
    ————————————————————————–
    Leider: Nein! 🙁
    Ich vermisse das z.Zt. sehr! Ja, die Website ist viel besucht und ich freue mich über das Interesse.
    HMG

  2. Ute 13. Mai 2020 at 14:59 - Reply

    Hallo Herr Gäng,
    das ist etwas ungerecht…..
    Wenn ich nun am Wochenende nach Heidelberg käme, wo müsste ich mich auf dem Marktplatz aufhalten um einen guten Blick auf die Falken zu erhaschen. Würden Sie mir das verraten?
    Herzliche Grüße

  3. Hans-Martin Gäng 13. Mai 2020 at 15:09 - Reply

    Gegenüber, vom Rathauseck. Feldstecher mitbringen!

  4. Ute 13. Mai 2020 at 15:50 - Reply

    Vielen Dank!

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