„Das ist ja tägliche Routine! Jeden Abend kommt ZEPHYR, am Morgen fliegt er ab. Wird es Ihnen nicht langweilig?“ Das fragte mich gestern ein Passant in der Altstadt. Nein, wird es nicht, denn nun kommt eine spannende Zeit! ZEPHYR ruft bereits in der Morgendämmerung von der Anflugstange aus „lahnend“ nach PALATINA. Da er das mit schwachem Stimmeinsatz tut, könnte sie sich dann in der Nähe aufhalten. Aber wo?

Nun ist die Zeit gekommen, in der die Falkenweibchen den potentiellen Vater ihres diesjährigen Nachwuchses testen. Kann er sie während der langen Brutzeit und danach den geschlüpften Nachwuchs gut mit Nahrung versorgen? Ist er fit und ein guter Jäger? Gibt es einen alternativen Terzel? Das spielt sich in gemeinsamen Flügen ab: Man verfolgt sich, man übersteigt sich, man stößt spielerisch aufeinander herab, man verkrallt sich in den Fängen und taumelt sich überschlagend und drehend in die Tiefe.  Die Entfernungen, zwischen denen sich die beiden Partner zur Ruhe aufstellen/“aufbaumen“ nähern sich allmählich an, man „lahnt“ sich gegenseitig an und hält auf diese Weise Kontakt. Schließlich steht man sogar gemeinsam auf dem Turmkreuz der Kirchen. Der flinkere Terzel gern etwas höher als das stärkere Weibchen. Der Terzel versucht, dem Weibchen einen passenden Nistplatz zu zeigen und sie in diesen – gerne auch mit kleinen „Brautgeschenken“ in Form von Beuteresten – zu locken.PALATINA ist selbstverständlich längst mit unserem Nistkasten vertraut und wird diesen wohl selten auf seine Eignung überprüfen.

Nun ist auch die Zeit der Umpaarungen. Allmählich hat sich in den letzten Jahren die Zahl der Wanderfalken in Mitteleuropa erhöht, es gibt also viele männliche und weibliche Wanderfalken als Einzelvögel, die auf der Suche nach einem eigenen Territorium sind.   Entdeckt z.B. ein ein- oder zweijähriges kräftiges Weibchen ein ansprechendes Territorium – und Heidelbergs Altstadt ist eines! – so wird sie vielleicht versuchen es zu erobern. Es kommt dann zu heftigen Kämpfen zwischen der Platzhalterin und der Neuen! Erfahrung und Routine stehen dann gegen jugendliche Kraft und Willen. Der territoriale Terzel nimmt oft eine distanzierte, beobachtende Rolle ein, manchmal beteiligt er sich auch mit deutlich geringerem Einsatz. Wir hatten solche Auseinandersetzungen im Februar/März der Vorjahre mehrfach über dem Himmel der Heidelberger Altstadt. Ich erfuhr dies meist durch erschrockene Anrufe „Ich halte mal das Telefon aus dem Fenster: Hören Sie das Gezetere und Geschrei? Soeben fallen beide Falken ineinander verkrallt zwischen die Hausdächer!! Oh, jeminé!“

Legendär bleiben  uns die Webcam-Schnappschüsse vom 25. März  2009, als AURORA und JETTA ihren blutigen Kampf bis in den Nistkasten hinein austrugen.

Nein, natürlich wollen wir hier kein Drama sehen.

Danke, Coriena!

Same procedure

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