Heute hängen die Wolken den ganzen Tag über dicht und niedrig über Heidelberg. Schauen wir aus dem Fenster, so sehen wir keinen Vogel fliegen. Das ist kein guter Tag für die Jagd des Wanderfalken, der meist aus großer Entfernung und großer Höhe Beutevögel anfliegt. So steht heute wohl nur gehortete Beute aus einem Depot als Nahrung zur Verfügung.
Wanderfalken legen diese Vorratsspeicherung z.B. in einer Felsennische versteckt an und achten darauf, dass die immer aufmerksamen Rabenkrähen oder sonstige Konkurrenz die Depots nicht plündern. Als ich vor Jahren im Nordschwarzwald einen Wanderfalkenhorst in einem still gelegten Steinbruch überwachte, kannte ich einige Depots, die sich nicht allzu weit entfernt vom Nistplatz in der Felswand befanden. Die Depots der Heiliggeist-Wanderfalken kenne ich nicht, bestimmt befinden sie sich unweit vom Kirchturm an der Schlossruine. Ich erinnere mich an die gelegentlich – und deutlich erkennbar – schlecht gelaunte AURORA, die sich manchmal vom Gelege oder den Küken erhob, zum Ausgang schritt und Ausschau nach dem Terzel FRITZ, später PHÖNIX, hielt. Jener kam dann zwar prompt mit einem winzigen schwarzen Beuterest – wohl aus einem nahen Depot – angerauscht, wurde aber oft deutlich zur weiteren Lieferung, sagen wir: angehalten! Seit langem beobachten wir , dass das vordere südöstliche Eck des Nistkastens, aus dem Blick von Cam 1 rechts, gelegentlich zur Lagerung von Beuteresten genutzt wird. Wenn ein Altfalke den leeren Nistkasten betritt, so geht sein Blick meist als erstes in jene Ecke. Hoffnung auf einen Happen, ohne sich bemühen zu müssen?