Ich wollte gestern zum  Nistkasten, griff zum falschen Schlüssel, musste vom Umlaufbalkon wieder hinunter, um den richtigen zu holen, also zweimal die 210 Stufen nehmen. Entsprechend auf der Nordempore verschnaufend, blickte ich über das Kirchenschiff hinüber zur Südempore, auf der bis 1623 die berühmte BIBLIOTHECA PALATINA stand. Dort war das kleine Büchlein des Königs Manfred, Sohn des Kaisers Friedrich II.,  De arte venandi cum avibus (Über die Kunst mit Vögeln zu jagen), das Manfred in der am 26. Februar 1266 in der Schlacht vor den Toren von Benevent in Süditalien neben seiner Krone und seinem Leben verlor.
Die acht Bände des Originals seines Vaters waren bereits am 18, Februar 1248 diesem bei einem Ausfall der Stadt Parma auf die kaiserliche Lagerstadt  Victoria abhanden gekommen, weil er mit seinem Sohn und seinem Gefolge fernab von der Schlacht war. Natürlich auf einer Beize, einer Jagd mit den Falken.! Dieses Buch ist schon früh verschwunden. Das Heidelberger Exemplar  von König Manfred ist das älteste und schönste von einigen Abschriften. 1986 war es, vom Vatikan zur 800-Jahr-Feier der Universität ausgeliehen, für einige Monate wieder am alten Ort auf der Empore!
Der Kaiser selbst hatte das Selbstbewusstsein, in seinem Falkenbuch dort einige Irrtümer klar zu stellen. Kühl korrigierte er darin die Äußerung der damals höchsten Autorität – Schriften des Griechen Aristoteles – der z.B. behauptete, beim Kranichzug würde immer ein Anführer dem Keil voraus fliegen. Nein, schreibt Friedrich, die Kraniche wechseln sich ab. Aristoteles: Nur Raubvögel haben gekrümmte Klauen! Friedrich: Nein, das haben auch andere Arten. Aristoteles: Geier finden das Aas  mit der Nase, Friedrich: Nein, mit den Augen…
Friedrich nannte als obersten methodischen Grundsatz seines Buches den großartigen Satz: „… manifestare ea, que sunt, sicut sunt“, also die Dinge – die Vogelwelt  –  darzustellen nach der Methode: „.. die Dinge, die sind, so wie sie sind“ , zu benennen! – Also nicht nach dem Willen, Wunsch, Ideal des Menschen!  Damals eine völlig neue Weltsicht! Die Natur ist nicht ein Fingerzeig Gottes  zur Belehrung des Menschen, sondern die Natur ist, wie sie ist!  „Schau hin!“
Das erlaubt uns heute und hier die moderne Technik auf eine schöne und die Falken schonende Weise, nicht wahr?
 

 

Leave A Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.