Ich ergänze meinen Eintrag vom 28. August: Wanderfalken sind keine fliegende “ Kampfhunde“ . Wie alle Beutegreifer sind sie bei innerartlichen Auseinandersetzungen – also Falke contra Falke – zurückhaltend und vorsichtig. Denn jede Attacke, ob mit Klaue oder Kralle, ob mit Schnabel oder Zähnen, wird bei den entsprechend ausgestatteten Beutegreifern für den Angreifenden, wie auch für den Verteidigenden, schnell das eigene Leben bedrohend! Das gilt nicht nur für Löwen. Ich vermute, dass unser Revierpaar PALATINA & PERKEO jeden Tag durchziehenden Wanderfalken in und um Heidelberg begegnet, denn unsere geografische Lage ( Rheinebene, Odenwald als östliches Randgebirge, Neckartalausgang) ist für ziehende Vögel wie für uns ein Autobahnkreuz! Der nahe Zoo, das nahe Naturschutzgebiet mit Inseln am Neckar ist für Vögel aller Art eine Art Autobahnraststätte! Wie PALATINA & PERKEO den ziehenden , meist jungen Wanderfalken signalisieren: „Besetzt! Keep calm and go on!“ , das wissen wir nicht! Auch wenn wir uns an einen der Hängegleiter, die von unserem Hausberg Königstuhl aus starten und wie die Falken über der Schleuse kreisen, andocken könnten und so eine Falkenbegegnung aus der Nähe beobachten könnten, WIR könnten diese warnenden und selbst-darstellenden Signale nicht „lesen“! Wenn es in den letzten 17 Jahren hier tatsächlich zwischen dem Revier-haltenden Falkenweibchen und einer NEUEN zu Aktionen kam, erreichten mich folgende Anrufe: “ Herr Gäng! Heute schon wieder – wie gestern!- sehen wir Ihre (Da schüttele ich bereits abweisend den Kopf!) Wanderfalken kreischend und miteinander kämpfend über den Dächern der Altstadt!“ – “ Ja, eindeutig! Ich kenne die doch! Zwei oder drei Falken verfolgen einander, mehrmals am Tag! Da müssen SIE was dagegen machen!“
Nur einmal war die Nachricht wirklich ernst zu nehmen: „Da haben sich zwei schreiende Falken im Flug ineinander verkrallt, sind übereinander gepurzelt, keiner hat nachgelassen. Ich glaube, die sind sogar zusammen zwischen die Häuser abgestürzt! Da müssen Sie hin und helfen! Wo? Weiß ich nicht…“
In Großstädten mit überreichlichen Beutevögeln, wie z.B. Frankfurt, Großraum Köln, London, New York mit einer je zweistelligen (!) Zahl an Wanderfalken-Brutpaaren sind deren Territorien dicht beieinander und überlappen sich. Dort zeigt sich, dass die Paare – dicht beieinander lebend und jagend – nachbarschaftlich gut miteinander auskommen. Man besucht sich sogar, wie die Ringfarben und -nummern zeigen, gelegentlich. Die flüggen Jungen werden gemeinsam lernend beobachtet.
In Heidelberger Falken-Sichtweite, im nahen Mannheim, gibt es seit vier Jahren auf einer Kirche eine – einmalige neue Lebensform: zwei Weibchen teilen sich dort ein Männchen und ziehen im gemeinsamen (!) Nistkasten erfolgreich die Jungen groß.