Zwischen zwei Regenschauern wurde ich heute wieder einmal zur Jesuitenkirche gerufen. Dort saß ein Turmfälkchen auf der Straße. Passanten hatten es zur Kirchenmauer geschubst, wo es sich in eine Ecke drückte. Es war wohl vom nahen Hexenturm – in dessen Dach wir einen jedes Jahr beflogenen Turmfalken-Nistkasten installiert haben – gegen eine Glasscheibe der „Neuen Universität“ geprallt. Ich entdeckte etwas Blut in seinem Rachen, aber das Fälkchen biss entschlossen und kräftig in meinen Finger (im Lederhandschuh!) und widersetzte sich lebhaft meinem Zugriff.
Wie viele Vorgänger landete es dann in meinem Daktari -Tiertransportkarton, wurde auf den Hexenturm getragen und dort auf die offene Seite des ersten Stocks gestellt. Der Turmfalke flog sofort ab, drehte eine Runde im Innenhof der Universität, schaffte es aber nicht über die Dachfirsten hinaus. Er landete auf einer Fensterbrüstung im ersten Stock des Historischen Seminars. Drei Verschnaufsekunden, erneuter Start und Rundflug im Carrée, dann flog der Falke zielsicher durch eine Lücke der Gebäude hinüber Richtung Universitätsverwaltung und entzog sich meinen Blicken. Selbstverständlich überprüfte ich dort das Gelände, aber der Turmfalke war wohl gut in die Luft gekommen.