Selbstverständlich nicht! Aber ohne solche Nistkästen wären sie vielleicht nicht mehr da.
Seit zig- Millionen Jahren – lange vor unserer eigenen Spezies Homo sapiens – gibt es Vögel, Falken und auch Wanderfalken! Wanderfalken flogen durch das Neckartal und brüteten im Neckartal und sonst wo, als es noch keinen Menschen hier gab! Der Homo heidelbergensis, dessen Unterkiefer nur wenige Kilometer von hier gefunden wurde, sah bestimmt Wanderfalken am Himmel. Auch die ersten modernen Menschen, die vor 45 000 Jahren sich erstmals an Höhlenwänden verewigten, hatten andere Sorgen als sich um Wanderfalken zu kümmern.
Wanderfalken nisten seit Millionen Jahren auf Felsbändern oder in Nischen in Felswänden. Wenn es keine hohen Felsen gibt, brüten sie auch in aufgegebenen Nestern anderer Vögel auf Bäumen, in der einsamen Tundra im hohen Norden auch auf dem Boden. Dann aber – verständlich! – an Stellen, an denen sie sicher sind. Also auch auf Inseln in der Nordsee, auf denen der Zutritt von Menschen verboten ist.
Felsen, Felswände, die für Wanderfalken hoch genug sind, werden oft seit Jahrhunderten beflogen, so dass diese Felsen von uns Menschen sogar nach ihnen benannt wurden: Falkenstein, Falkenwand, – überall stoßen wir auf solche Namen. An allen diesen spektakulären Felswänden klettern seit einigen Jahrzehnten sportliche Menschen. Am Battert, einer Felswand bei Baden-Baden zählte ich schon vor Jahrzehnten Dutzende von Kletterrouten in einem Führer verzeichnet. Das führte zeitweilig zu Konflikten mit den sensiblen Wanderfalken. Da die meisten Kletterer den Wanderfalken kennen und ebenso wie wir hier Freude an seinem Leben haben, helfen sie oft bei der Sicherung der Nisthöhlen und bei der Beringung der Jungfalken, müssen aber auch Sperrungen einiger Routen für die Brutmonate einhalten. Das klappt ganz gut, aber natürlich gibt es auch – wenige! – sture Kletterer. Oft ist es auch der Lärm am Felsen, deren Zurufe, das Klirren der Haken und Ringe, der die Falken vertreibt.
Wanderfalken, als Opportunisten, leben bevorzugt dort, wo ihr Leben sicher ist und wo es „bequem“ Beute gibt. Das sind – in zunehmenden Maß! – große Städte! Die freie Landschaft ist durch die moderne Landwirtschaft „ausgeräumt“, es fehlt oft an Insekten und nachfolgend an Vögeln. Die Artenzahl ist dort rapide geschrumpft, Prof. Josef H. Reichholf hat das für Süddeutschland, andere für Europa, überzeugend nachgewiesen. In München oder Berlin gibt es weit mehr Arten als in riesigen Flächen außerhalb! Die Artenvielfalt finden wir heute in Zahl und Qualität in Parks, Friedhöfen, Industriebrachen u.s.w. Wie oft bin ich  in der Schweiz, letzte Woche in Südfrankreich, lange an hohen Felswänden vorbei gekommen an denen keine Wanderfalken brüten. Weil es dort nur wenige Vögel gibt. Im Großraum der Städte New York, London oder Frankfurt gibt es inzwischen jeweils zweistellige Zahlen von Wanderfalken-Bruten! Alle an Gebäuden! Mit Nistkasten und auch ohne an hohen geeigneten Stellen.Weil es dort Millionen von Vögeln aller Arten gibt, vor allem Abertausende von Tauben, die während einiger Wochen der Aufzucht der Falkenküken, eine bevorzugte Beute sind. Die größte Wanderfalkendichte Europas gibt es in der Kölner Bucht in NRW, ein riesiges Industriegebiet mit hohen Türmen, Kraftwerken, Brücken, Industriebauten aller Art und vielen Beutevögeln. Nicht sehr romantisch-natürlich! Im Vergleich dazu sind die schönen, steilen Felswände z.B. der Nordalpen ziemlich „falkenleer“.
Als der Wanderfalke in den späten 1960-er Jahren ff.  in Mitteleuropa stark vom Aussterben bedroht war, rettete ihn u.a. auch der Nistkastenbau an hohen Gebäuden, an denen er in Sicherheit, vor Wilderei und Aushorstung geschützt, inmitten eines großen Nahrungsangebotes Nachwuchs in die Luft brachte.
Auch wir Menschen ziehen weltweit mehr und mehr in die Großstädte, weil wir dort Arbeit und Broterwerb finden. Auch wenn es auf einer sonnigen Südseeinsel oder einer stillen Alpenhütte schöner, romantischer und natürlicher wäre…

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