Die Heidelberger Altstadt ist alles andere als eine entlegene Felswand in einer ruhigen Waldgegend, wo ich vor Jahrzehnten erstmals wild lebende Wanderfalken beobachten durfte. Am Freitag ging ich gegen 21 Uhr an der Kirche vorbei, als oben JETTA auf dem Gelege ruhte und PERKEO auf dem Turmkreuz stand. In der lauen Frühlingsluft freuten sich hunderte von Menschen, im Freien sitzend, an Speise & Trank in den Dutzenden von Restaurants im engsten Umkreis der Heiiggeistkirche.  Ich zuckte zusammen, als am Herkulesbrunnen  ein Stadtführer als  "Nachtwächter" gekleidet  in – wie sagt man? – eine  Vuvuzela blies und lautstark eine Gruppe Touristen belehrte. Gerade musste eine S-Bahn am Karlstorbahnhof angekommen sein, denn hunderte von jungen Menschen zogen johlend und rufend zu ihren Diskotheken und Kneipen. Die Abiturprüfungen haben doch erst begonnen, wird im voraus gefeiert? überlegte ich. Erste Flaschen klirrten zu Boden, "Jetzt geht`s lo-os!" hallte über den Marktplatz und schmunzelnd eilte ich zum Parkhaus, wissend, dass oben im Turm die Falkenfamilie sich längst an den Lärm gewöhnt hat. Eine Melodie kam mir in den Sinn, die ich vor langen Jahren – wenn ich meine Kinder zu Bett brachte  – mit ihnen als Kanon gesungen hatte: "Abendstille überall, nur am Bach die Nachtigall, singt ihre Weise klagend und leise durch das Tal." Schon damals  sang Bob Dylan: "The times they are a-changing"…

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