Wie kommt man aus der schützenden Eischale hinaus in das Falkenleben, in eine völlig andere Welt? Ich  habe hier schon beschrieben, wie vor wenigen Tagen der Embryo sich so gedreht hat, dass sein Kopf unter der rechten Schulter ruht und der Schnabel unter dem rechten Flügel – ja, ja, der ist noch kaum entwickelt – gegen die beiden Membranen gerichtet ist, die den Embryo noch von der Luftkammer in der Schalenspitze trennen. Vor dem Schlupf bricht zunächst der Schnabel durch diese Häute und erstmals beginnt die Atmung über die Lungen! Nun beginnen die Küken – alle im Gelege etwa zur gleichen Zeit – zu rufen! Es sind sehr leise "Srii-Srii"-Laute, die von allen im Horst/Nistkasten, also auch von JETTA und PERKEO, vernommen werden. Ob das die Quelle einer gewissen Unruhe bei den Altvögeln ist, die wir auch am Monitor bemerken werden? Im Jahr 2000 stand ich 20 cm neben den  schlüpfenden JANA und RON und konnte diesen prägenden Kontaktlaut hören, der durch leises "Ack-Zicken" und  mit Quietschlauten von AURORA beantwortet wurde. Nach weiteren Stunden, wenn der Sauerstoffvorrat in der Luftkammer zu Ende geht, bewegt sich das Küken heftig und drückt mit seinen stärksten Muskeln – im Nacken – Kopf und Beine auseinander. So kommt der "Eizahn" auf dem Oberschnabel schließlich zum Durchbruch durch die Schale und das Falkenküken kann atmen! Mit der eindringenden Luft trocknen die Eihäute im Inneren, die Blutgefäße in den Membranen schrumpfen und das Küken fährt fort mit kräftigen Bewegungen des Kopfes und Nackens den Ei"zahn"  äquatorial millimeterweise gegen den Uhrzeigersinn in die Außenschale zu drücken. Risse in der Schale werden sichtbar. Schließlich – z.T. erst nach einigen Stunden – bricht das spitze Ende der Eischale weg, wird vom Küken weg gedrückt und ein rosiges feuchtes Etwas liegt im Sand. JETTA unterstützt keineswegs diese "Flucht" aus dem Ei, das muss das Küken allein zu Ende führen. 

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