Wie in den Vorjahren hatten wir nach dem Ausfliegen der Jungfalken noch im Sommer 2004 den verschmutzten Kies und Sand aus dem Nistkasten geräumt , eine neue Bodenschicht eingetragen und die Seitenwände gestrichen. So konnten wir im Spätjahr und Winter feststellen, dass das Kasteninnere nicht mehr von Falken aufgesucht wurde. Allerdings beobachteten wir gelegentlich AURORA oder FRITZ auf der Anflugstange des Kastens oder oben auf dem Geländer der Turmspitze.

Wie erwartet, prüften die Altfalken im Januar wieder sehr sorgfältig das Kasteninnere (Boden und Wände) und besuchten ab Februar mit zunehmender Häufigkeit, zuletzt mehrmals täglich, den Nistkasten. Der Vergleich mit den Aufzeichnungen der Vorjahre zeigte uns, dass es sich wieder um FRITZ und AURORA handelte. AURORA erkennen wir sofort an ihrer Beringung (blau), beide an Details des Federkleids und am Verhalten. Ende Februar zeigte das Einschalten der Überwachungskamera, dass der Nistkasten auch nachts zeitweilig besetzt war.

Das erste Ei wurde – exakt wie im Vorjahr – am 9. März um 11 Uhr gelegt, das zweite Ei am 12. März in der Morgendämmerung, das dritte Ei am 14. März vormittags und das vierte Ei in der Nacht zum 17. März.

Wie in den Vorjahren verlief die Brut ohne Auffälligkeiten und sehr diskret. Ein Partnerwechsel war von außen selten zu beobachten, FRITZ hatte seine Warte an der Schlossruine, wenn AURORA zum Ausgang schritt, war er sofort zur Stelle um das Gelege warm zu halten.

Das 1. Junge schlüpfte am 16. April um 17.30 Uhr, das 2. in der Nacht zum 17. April, das 3. in der Nacht zum 18. April, das 4. Ei wurde weiter bebrütet.

Nach einer Woche waren die drei Jungen schon so gewachsen, dass beim Hudern das 4. Ei keinen Platz mehr unter AURORA fand, schon gar nicht mehr unter dem kleineren Vater. Von Tag zu Tag konzentrierten sich AURORA und auch FRITZ auf das Warmhalten der drei Küken und rollten sich das 4. Ei nicht mehr unter den Körper. Das 4. Ei lag nun frei neben den hudernden Altfalken und wurde nicht mehr bebrütet. Bei Abwesenheit der Altfalken entnahm Hans-Martin Gäng deshalb am 27. April dieses Restei, ohne dass die schlafenden drei Jungfalken diesen Eingriff in den Kasten bemerkten. Ein hörbares Gluckern zeigte uns, dass dieses Ei nicht befruchtet war, bzw. sich nicht entwickelt hatte. Das Restei wurde der zentralen Sammelstelle der AGW in Baden-Württemberg zugeleitet und wird an der Universität Freiburg auf Schadstoffe untersucht werden.

Die drei Jungfalken wurden am 5. Mai vom Beauftragten des Max-Planck-Instituts Radolfzell goldfarben beringt und mit einem goldfarbenen SOS-Ring versehen.

Die Geschlechtsbestimmung der noch kleinen Jungen war dieses Jahr nicht so einfach wie bei den einige Tage älteren Küken der Vorjahre. An der tieferen Stimmlage und der etwas kräftigeren Fangstärke erkannten wir ein Weibchen und zwei Terzel. Die Arbeitgruppe der Geschwister- Scholl-Schule entschied sich für die Namensgebung ELSBETH, TOBIAS und REINHARD. „Elsbeth“ nach der Kurpfälzer Künstlerin Elsbeth Janda, die eine große Freundin des Heidelberger Heiliggeistfalkenprojekts war und am Tag des Schlupfes verstorben war, „Tobias“ nach dem Webmaster des Projekts Tobias Jöst und „Reinhard“ nach Reinhard Weigel, dem Überwachungs- und Aufzeichnungsfachmann. Beide Förderer begleiten seit dem Jahr 2000 uneigennützig und ehrenamtlich dieses Projekt.

Am 24. Mai flog um die Mittagszeit der erste Terzel aus, der 2. Terzel am 25. Mai gegen 11 Uhr. ELSBETH verließ am 29.Mai um 5.25 Uhr den Nistkasten.

Wieder war der DICKE TURM der Schlossruine und die Turmspitze der Jesuitenkirche in den folgenden Wochen der beliebteste Platz der Heidelberger Wanderfalkenfamilie. Bis zum Juli waren die Jungfalken noch gelegentlich am Heidelberger Himmel auszumachen, dann waren nur noch die Altfalken gelegentlich an den bekannten Warten und Ruheplätzen zu entdecken.

Seit der Ansiedelung im Jahre 1999 haben AURORA und FRITZ nun 21 Jungfalken in die Luft gebracht, Rückmeldungen von Verlusten haben wir bisher drei: SOPHIE aus 2002, RUPRECHT aus 2002 und ADRIAN aus 2003.